für meine Kinder  
   
     
   
   
 
 
 
 
         
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Von: Thomas Alteck
An: RA Raiser

 

Sehr geehrter Herr Dr. Raiser,

es ist bitter, zu lesen, was meine Frau behauptet, aber ich bin dankbar, dass es nun endlich schriftlich fixiert ist und ich die Möglichkeit habe darauf zu reagieren. Die Tage um Weihnachten und Neujahr habe ich dazu benutzt mich zu erholen und einen neuen Lebensplan zu entwerfen. Da ich mir beim besten Willen nicht mehr vorstellen kann das meine Frau die Kinder erzieht, möchte ich das Sorgerecht für mich. Ich beabsichtige die Erziehung selbst zu übernehmen.

Um den daraus resultierenden Anforderungen gerecht werden zu können, werde ich im ersten Schritt meine berufliche Tätigkeit auf 20 Std/Woche reduzieren und nach Hause verlegen. Diesbezügliche Gespräche in der Firma sind bereits angelaufen und mein Management hat mir die volle Unterstützung zugesagt. Ich gehe davon aus, dass bis zu dem entsprechenden Gerichtstermin die schriftliche Zusage der IBM vorliegt, sodass kein Zweifel an der Machbarkeit meiner Entscheidung bestehen kann.

Die jetzt schriftlich vorliegenden Behauptungen sollten es möglich machen meinerseits nicht allein das Umgangsrecht regeln zu lassen, sondern auch das Sorgerecht sofort zu beantragen. Mein dringlichster Wunsch dabei ist eine schnelle Regelung, da der augenblickliche Zustand die Kinder gefährdet und mich in einem bislang nicht gekannten Maß belastet.

Erlauben Sie mir, dass ich zunächst zu dem Vortrag der Gegenpartei Stellung nehme.

Wie sie wissen, hatte ich mit meiner Frau einen gemeinsamen Termin bei KOBRA am 19. Dezember. Ich mußte dort erfahren, dass Anna ein destruktives Verhalten zeigt. Sie bekrakelt und zerreißt ihre selbstgemalten Bilder. Zudem zieht sie jeden Tag wenn sie aus der Schule kommt ihr Karnevalskostüm "Prinzessinkleid" an und ist nicht davon abzubringen. Ferner schreit sie meine Frau an, hört nicht auf sie, beschimpft sie als blöd. Meine Frau hat sich hilfesuchend an unsere ehemalige Eheberaterin gewandt, da sie der Situation nicht mehr zu begegnen wußte. Zu der Behauptung ich hätte Anna sexuell missbraucht hat sich meine Frau nur mit dem im vorliegenden Schreiben zitierten Satz "Der Papa hat es getan wenn Du nicht da warst" geäußert. Unaufgefordert entschuldigte sie sich dafür nicht mehr zu sagen. Als Begründung gab sie an, sie wolle Anna nicht in Gefahr bringen.

KOBRA geht ganz sicher davon aus, dass Anna missbraucht worden ist. Obwohl ich mich seit dem 19. Dezember bemühe ist bislang kein Termin mit KOBRA und mir zustande gekommen. Ich hoffe zu erfahren ob es noch weitere Hinweise gibt, oder ob die Psychologin nur deshalb so sicher ist weil meine Frau die feste Überzeugung vertritt. Letztlich kann ich natürlich nicht ausschließen, dass meine Tochter sexuell missbraucht worden ist. Ich kann nur sagen, dass ich solches nie gemacht habe.

Einen Tag später, am 20.12. war ich bei Prof. Klosinski in Tübingen. Meine Frau hat einen gemeinsamen Besuch dort leider abgelehnt. Er sagte mir, dass jede der genannten Auffälligkeiten: Bettnässen, destruktives Verhalten, in eine Rolle schlüpfen usw. Hinweis auf einen sexuellen Missbrauch sein kann, aber nicht sein muß. Zunächst zeigt es sicher, dass Anna in seelischer Not ist. Nur das Zusammentreffen einer Reihe bestimmter Auffälligkeiten erlaubt nach seiner Auffassung den Rückschluß auf die Ursache. Er sieht die Gefahr, dass ein Kind, von dem fälschlicherweise angenommen wird das es missbraucht wurde, in einer Organisation wie KOBRA (die er für wichtig und richtig hält) durch Suggestivfragen an das Thema Sexualität in schädlicher Weise herangeführt wird.

Zu meinem Erstaunen fragte er mich sehr bald in unserem Gespräch nach sexuellen Problemen meiner Frau. Wie ich Ihnen bereits mitgeteilt habe gibt es Hinweise dafür. Meine Frau hat im Mai letzten Jahres von ihrer Mutter erfahren, das diese als Kind missbraucht wurde. Ferner hat sie das Wort Scheidung zum ersten mal vor mehr als eineinhalb Jahren in einer Auseinandersetzung benutzt, die nach einem Vortrag über Sexualerziehung stattfand. Ich nehme an, dass meine Schwiegermutter aufgrund der eigenen Erfahrung nicht in der Lage war meiner Frau eine normale Sexualerziehung zu geben. Prof. Klosinski erklärte mir, dass es sehr häufig vorkommt, dass Frauen ihre Probleme in diesem Bereich auf die Töchter projizieren.

Zu den Behauptungen im einzelnen:

Das Bettnässen von Anna begann im September oder Oktober letzten Jahres. Die Ursache kann in den damals zunehmenden Spannungen zwischen meiner Frau und mir liegen. Die beschriebenen Verhaltensweisen gab es vor meinem Auszug nicht. Ich interpretiere sie daher als Verzweiflungsreaktion auf mein Fortgehen. In der Zeit der Kur hat Anna unbemerkt eine große Menge Tabletten gegessen. Es handelte sich dabei ausschließlich um homöopathische Medikamente, die zu mehr als 99,9% Traubenzuckerkügelchen sind. Ich sehe darin ein völlig normales Naschgebaren, das allerdings durch die unsachgemäße Aufbewahrung nicht ungefährlich war.

Im weiteren wird angeführt, dass sich Anna nicht von einer Frauenärztin untersuchen lassen wollte oder will. Daß meine Frau mit ihr zu einer Frauenärztin will kann nur bedeuten, dass sie mir offenbar sogar zutraut meine Tochter penetriert zu haben. Ich kann Ihnen nicht darstellen wie ich mich damit fühle. Aber es ist ein weiteres Indiz für ihre Wahnvorstellung und eine Annahme, die sich sehr einfach widerlegen läßt.

Schwer getroffen hat mich auch die Behauptung Anna habe extreme Angst vor mir. Anna hat keine Angst vor mir. Diese Behauptung resultiert daraus, dass Anna an dem Abend nach unserer Trennungsentscheidung nicht wollte, dass meine Frau wie sonst Montag abends üblich, nach Tübingen fährt. Sowohl Anna, als auch Maria haben an diesem Abend auf ganz niedliche Weise versucht uns Eltern zusammen zu führen. Meine Frau interpretiert die Aussage der Kinder, die wohl sinngemäß hieß: "wir wollen nicht allein mit dem Papa sein" als Angst vor dem Vater. Das ist sehr sehr schlimm.

Zum Glück war ich bei den letzten beiden Zusammenkünften mit Anna nicht allein. Beim ersten mal habe ich sie bei einer Freundin meiner Frau getroffen. Das war als meine Frau mit Yvonne in der Kinderklinik war. Das nächste mal habe ich sie zwei Tage später in der Schule vor dem Unterricht getroffen. Da waren auch andere Eltern anwesend. Diese werden ebenso wie die Freundin bezeugen können, dass Anna keine Angst vor mir hat. Vielleicht wird auch irgendwann relevant, dass für die Zeit der Kur von Montag bis Donnerstag jeweils 8:00-18:00 Uhr eine Familienpflegerin die Kinder betreute. Das sind pädagogisch ausgebildete Frauen der Charitas, die von der Krankenkasse bezahlt werden.

Meine Situation ist augenblicklich folgende:

Meine Frau verwehrt mir den Umgang mit den Kindern. Aufgrund der Erfahrung aus Yvonnes Krankenhausaufenthalt, der die gefährlichen Folgen des Konfliktes für die Kinder zeigt, halte ich mich derzeit zurück. Dieses ist auch der Rat von Prof. Klosinski. Jedes Zusammentreffen mit den Kindern, das von der Mutter nicht gewünscht ist würde die Kinder in neue Konflikte stürzen. Die Selbstdisziplin, die das von mir verlangt hat leider ihre Grenzen. Am vergangenen Mittwoch bin ich daher in Unbenannt gewesen, aber meine Frau hat mich die Kinder nicht sehen lassen.

Die Situation wird für mich täglich unerträglicher und ich bin dabei die Nerven zu verlieren. Der Gedanke an die Kinder läßt mich immer wieder spontan in Tränen ausbrechen. Bitte helfen Sie mir mit allen erdenklichen Mitteln diesen Zustand bald zu ändern. Ich habe erlebt wie und was meine Frau alles auf mich projiziert hat. Jetzt, da ich weg bin, kann sie nur noch auf die Kinder projizieren. Solange Anna destruktiv ist und tobt ist sie nach Aussage der Psychologen nicht in Gefahr, da sie ihren Konflikt auslebt. Meine große Sorge gilt Maria, von der ich z.Z. gar nichts weiß. Sie frißt es in sich hinein. Yvonne hat nicht nur in jüngster Vergangenheit, sondern immer wieder gezeigt, dass sie der psychische Druck krank macht.

Sie war noch mehr als die anderen beiden krank. Insgesamt waren alle Kinder auffällig viel krank. Insbesondere eitrige Mittelohrentzündung trat immer wieder auf. Meine Frau ist dem mit einem übertriebenen Hang zur Homöopathie begegnet. Es ist vermutlich krankhaft von ihr ständig irgendein homöopathisches Mittel für oder gegen alles mögliche zu verabreichen. Das ist auch der Grund warum wir so viel davon im Haus haben. Die Kinder sind es gewöhnt beinahe jeden Tag irgendwelche Kügelchen nehmen zu müssen.

Zur Klärung der im weiteren erforderlichen Schritte und der Frage ob ich meinerseits jetzt eine Härtescheidung beantrage, schlage ich ein baldiges Treffen vor und verbleibe, in großer Sorge

mit bestem Gruß




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