für meine Kinder  
   
     
   
   
 
 
 
 
         
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Im Folgenden will ich die derzeitige Situation aus meiner Sicht darstellen. Dabei habe ich mir zum Ziel gesetzt die Dinge wie folgt zu gliedern:

1.Was ist passiert

2.Wie sehe ich das heute

3.Die augenblickliche Situation

4.Wie kann es weiter gehen

 

Ich sehe, dass Ute und ich zu Beginn unserer Ehe zwei unbeschwerte Jahre in Blankenstein hatten. Mit dem Umzug nach Ehnin-en hat sich das geändert. Seitdem ist Ute immer unzufriedener geworden. Mir selbst ist im Frühjahr 1987 zum ersten mal bewußt geworden, dass ich ein eklatantes Defizit im Bereich Sozialkompetenz habe. Seit dieser Zeit arbeite ich daran dieses Defizit abzubauen. Zu diesem Zweck habe ich bislang eine ganze Reihe von Büchern studiert und insgesamt 35 Tage Kommunikationskurse etc. besucht.

Ich kann nicht sagen, ob sich Utes Art mit mir umzugehen in dieser Zeit geändert hat, oder ob ich nur sensibler geworden bin. Jedenfalls wurde der Dialog schwieriger. Vor etwa einem Jahr habe ich mich in eine andere Frau verliebt. Unsere harmlose Liebelei dauerte etwa 8 Wochen, dann ging sie nach Berlin, wo wir uns einen Monat später noch einmal fünf Tage sahen. In diesen letzten Tagen ist mir klar geworden, dass ich meine Familie und kein anderes Leben will. Zurück aus Berlin habe ich Ute erzählt was passiert ist und sie gebeten mir zu helfen, dass ich emotional wieder zu ihr finde.

In der Folgezeit hatten wir ausgiebige Gespräche. Im weiteren haben wir eine Ehetherapie begonnen und etwa fünf Monate fortgeführt. Leider sind wir an eine sehr unerfahrene Therapeutin geraten, weswegen wir es schließlich haben sein lassen. Einen zweiten Anlauf mit einem Therapeuten haben wir nach zwei Vorgesprächen im Sand verlaufen lassen. Jetzt und mit dem was ich heute weiß mache ich mir zum Vorwurf in dieser Situation nicht die Initiative ergriffen zu haben. Ich habe das damals nicht so gesehen.

In den letzten Wochen wurde die Situation immer unerträglicher. Ute hat mich nur noch mit Vorwürfen überschüttet. Auch das Wort "Arschloch", das ich zunächst wegen ihrer Verletztheit akzeptiert habe, viel immer häufiger. Ich bin schließlich ausgezogen, da ich es nicht mehr aushielt und auch den Kindern nicht länger zumuten wollte.

Soviel zur Situation. Wie sehe ich das nun heute?

Zunächst zu mir, denn da muß ich nicht spekulieren. Ich habe an mir gearbeitet und ich sehe Erfolge. Meine Sensibilität ist sehr viel größer als vor dreieinhalb Jahren. Dabei habe ich in der kurzen Zeit mit Petra einen großen Sprung getan, da ich mit ihr eine Art der Kommunikation erlebt habe, wie ich sie bislang nicht kannte. Im weiteren war es die erste emotionale Ablösung von Ute. Bekanntlich macht Liebe blind, weshalb habe ich vorher die Dinge nicht gesehen habe oder nicht sehen wollen, die mir heute, da ich völlig ohne emotionale Bindung zu Ute bin, bewußt sind und die mich erschrecken.

Heute meine ich zu sehen, dass sich Ute der Wirklichkeit nicht stellt. Ute lebt in einer Traumwelt, in der es keine Zwänge von außen gibt. Keine Überweisungen, keine Korrespondenz mit dem BAFÖG-Amt, keine Autos, die in Reparatur müssen und keine Tomaten und Blumen, die bei Frost hineingeholt werden müssen. Dafür ein Leben mit Dienstmädchen und Bügelfrau, mit stundenlangem Frühstück bei Freunden, mit vielen sozialen Kontakten ohne Zeitdruck. Dieses Leben hat sie beinahe eineinhalb Jahre gehabt - in Blankenstein.

Sie hatte noch kein Kind und ging nicht arbeiten. Im Haus war eine alte Frau zum Plaudern, eine Freundin gleich zwei Häuser weiter, ein Garten, den wir nicht zu pflegen hatten und die ehemals beste Schulfreundin nur 20 km entfernt. Auch mit dem ersten Kind war das noch "Dolce Vita".

Dann ist das Zweite unterwegs und als es so weit ist, dass die Schwangerschaft beschwerlich wird bekommt das erste Kind Neurodermitis. (Appell: Seht her, was ich alles mitmachen muß, ich habe es ja viel schwerer als andere Frauen) Dann kommt der totale Schock: Geburt des zweiten Kindes und Umzug. Ihr geht es schlecht, sie beginnt sich zu beklagen.

Ich nehme sie nicht an die Hand um sie in ihr verlorenes Paradies zurückzuführen, daher höre ich von ihr immer wieder (bis heute) den gleichen Vorwurf: "Du verstehst mich nicht. Du hast mich nie verstanden." Es gab zunehmend mehr paradoxe Appelle an mich. Egal was ich tat, ich machte es falsch. Ihre Unzufriedenheit wuchs und sie wurde im Laufe der Jahre immer ungeduldiger gegenüber den Kindern.

Zwei weitere Punkte sind mir aufgefallen. Ihre selektive Wahrnehmung und ihre Unfähigkeit ihre Emotionen mit dem Verstand zu überprüfen. Letzteres führt zu einem gewaltigen Realitätsverlust. Zum ersten Punkt: Im nachhinein sehe ich, dass wir uns im letzten Jahr in den gemeinsamen Gesprächen ausschließlich über mich unterhalten haben. In der Therapie hat sie nicht wahrgenommen, dass auch sie häufig angesprochen war. Auch heute erlebe ich leider, dass sie sich selbst nicht in Frage stellt. Sie projiziert alles auf andere; meist auf mich.

Die meiste Angst macht mir ihr Realitätsverlust. Sie ist sehr emotional und handelt nach ihren Emotionen. Leider gibt es aber immer wieder Emotionen, die mit den tatsächlichen Gegebenheiten nicht zu erklären sind. Ein vergleichsweise harmloses Beispiel (aus der Zeit vor Petra) ist, dass sie mir nicht Guten Morgen wünschte, da sie geträumt hatte ich hätte sie mit einer Freundin betrogen.

Ganz extrem ist ihre Angst gegenüber meiner Mutter. Ich habe keinen Grund meine Mutter in Schutz zu nehmen, sie ist mit ihrer subtilen Art gefährlich, weshalb ich seit meinem siebzehnten Lebensjahr geistig unabhängig von meinen Eltern lebe. Mit zwanzig bin ich daheim ausgezogen. Seitdem sind mir meine Eltern egal; ich habe sie lediglich aus Höflichkeit dann und wann besucht. Ich denke oft monatelang nicht an sie. Ute aber bringt sie wieder und wieder ins Gespräch. Sie fühlt sich durch mich von meinen Eltern bedroht und sagt mir das auch so. Ich halte diese Reaktion für nicht mehr normal.

Banal ausgedrückt würde ich sagen Ute sieht (fühlt) Gespenster. Aber es ist nicht mehr banal. Es hat eine Dimension, die das Zusammenleben mit ihr unmöglich macht. Niemand kann auf Dauer ertragen ständig für Dinge herzuhalten, die es nicht gibt.

Wo stehen wir heute?

Als ich mich für die Trennung entschied und auszog, habe ich das nicht getan weil ich mir ein Single-Leben wünschte. Ich wollte und will Familie. Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht, da ich mir nach wie vor ein Leben ohne meine Kinder nicht vorstellen kann. Das bedeutet nicht, dass die Kinder ohne ihre Mutter leben sollen. Die Kinder brauchen uns beide und ich wünsche mir einen Weg, der ihnen beide Eltern läßt; auch ohne unsere Ehe.

Unmittelbar nach der Trennungsentscheidung hat Ute jeden Dialog mit mir abgebrochen. Das ist mir unverständlich, da wir doch gerade jetzt so viel zu regeln hätten und der Wunsch nach Trennung auch ihr Wunsch war. Zudem ist es ein Schritt nach vorn. Heraus aus der Diskussion, die sich mittlerweile im Kreis drehte.

Wenige Tage später habe ich durch einen Freund davon erfahren, dass Ute mich bereits einen Tag später beschuldigte Anna sexuell missbraucht zu haben. Dieser Vorwurf ist zunächst vollkommen an mir vorbei gegangen. Es hat mich nicht getroffen für etwas beschuldigt zu werden das ich nicht getan habe. Ich glaubte zunächst, dass es ein mieser Trick ist, um mir das Sorge- und Umgangsrecht zu nehmen. Rache aus tiefer Verletztheit. Furchtbar getroffen hat mich hingegen die Nachricht, dass Ute diesen Verdacht im Beisein der Kinder am Telefon diskutiert. Bis zu diesem Augenblick war ich davon überzeugt, dass Ute und ich das gemeinsame Verständnis haben die Kinder so wenig wie möglich zu belasten. Statt dessen mußte ich nun hören, dass sie sie psychisch gefährdet.

Die Kinder sind auf jeden Fall die Leidtragenden. Daher möchte ich alles vermeiden was sie zusätzlich belastet. Ich will sie z.B. nicht ausfragen. Um mich hier kundig zu machen, habe ich bereits vor 2 Wochen einen Termin mit Prof. Klosinsky, Direktor am Institut für Kinder- und Jugendpsychatrie in Tübingen, gemacht. Dieser Termin hat noch nicht stattgefunden.

Stunden später, auf der Autobahn, hat mich ihr Vorwurf dann doch noch eingeholt. Die Ungeheuerlichkeit, die sie mir zutraut ist so unendlich schmutzig. Ich bin noch nie in meinem Leben so mit Dreck beworfen worden. Seitdem trage ich meinen Ehering nicht mehr. In der Folgezeit habe ich versucht möglichst viele kompetente Gesprächspartner zu finden. Da ich nach dieser Erfahrung Angst um die psychische Integrität der Kinder habe, wollte ich Ute unter keinen Umständen zusätzlich unter Druck setzen, um nicht noch mehr destruktives Potential freizusetzen.

Aus diesem Grund habe nicht ich die Scheidung eingereicht. Aus diesem Grund war ich beim Vermieter des Hauses, dem es ganz und gar nicht recht ist, dass Ute allein mit den drei Kindern da wohnt, und habe ihn gebeten augenblicklich die Dinge so weiter laufen zu lassen wie bislang..

Ich glaube, dass Ute dringend therapeutische Hilfe benötigt und ich weiß nicht wie sie dazu finden soll, da sie sich selbst nicht in Frage stellt. Ich bin in großer Sorge um die Kinder. Ich habe Angst, wirklich Angst. Ob diese berechtigt ist weiß ich nicht, aber ich fürchte, dass Ute den Kindern etwas antun könnte wenn sie merkt, dass ihre Rechnung nicht aufgeht. Dabei glaubte ich die Kinder so lange sicher, so lange Ute nicht weiter unter Druck kommt. Aus diesem Grund bin ich auch darauf eingegangen die Kinder nicht zu sehen, bis das wir ein gemeinsames Gespräch beim Kindertherapeuten haben.

Dabei habe ich eine Gefahr übersehen. Yvonne, die immer am schnellsten psychosomatisch reagiert, ist krank geworden. Ich weiß, dass sie in den Tagen zuvor nach mir gefragt hat. Sie versteht am aller wenigsten warum sie mich nicht sieht. Das ist der Grund für ihre Krankheit und ich bin nach wie vor entsetzt, dass Ute es nicht einmal dann für nötig hielt mich zu benachrichtigen, als Yvonne bereits Infusionen brauchte. Ute begegnet meinem Vorwurf der Unverantwortlichkeit mit Unverständnis.

Ich habe Angst. Ich weiß nicht, welches der beste Weg ist die Kinder zu schützen. Ich bin nicht der einzige der Ute für krank hält. Ein erfahrener Therapeut aus unserem Freundeskreis hat bereits im Sommer versucht in der Weise auf sie einzuwirken, dass sie in eine Einzeltherapie geht. Leider ohne Erfolg. Seitdem geht sie ihm aus dem Weg.

Ich möchte, dass die Kinder so schnell wie möglich untersucht werden und ich hoffe, dass es mir gelingen wird die Kinder nach Tübingen an die Uni-Klinik zu bekommen. Dort wird man feststellen, dass Yvonne in ihrer Entwicklung inzwischen weit hinter ihrem Alter zurück ist und man wird sicherlich nach den Ursache suchen. Ich sehe, dass sie zurückgeblieben ist, dass sie für ihr Alter auffällig klein ist, ihre Haare so wenig wachsen, dass sie noch nie geschnitten werden mußten und die Art und Weise wie sie spricht ihrem Alter nicht angemessen ist. Ich erlebe, dass Ute ihr nach wie vor beim Anziehen hilft, obwohl sie es alleine kann und ich erlebe, dass Ute darauf angesprochen vollkommen unreflektiert, ja freudig erzählt, was ihr eine Freundin bereits vor mehr als zwei Jahren gesagt hat: "Gell, die hälst Du Dir bewußt klein, weil es die letzte ist?"

Vermutlich habe auch ich Anteil daran, das Yvonne zurückgeblieben ist. Ich hoffe nur, dass es möglichst bald festgestellt und geklärt wird. Das ist in meinen Augen im Moment der einzige Weg Ute an eine Therapie heranzuführen.

Ich kann nicht länger eine passive Rolle einnehmen. Aus diesem Grund sehe ich derzeit die Möglichkeit Ute durch den Anruf des Familiengerichts zu zwingen ihren Vorwurf aktenkundig zu machen. Dann werden die Kinder untersucht werden. Leider - leider sehe ich niemanden, der heute Einfluß auf Ute nehmen könnte um uns diesen schlimmen Weg zu ersparen.




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