für meine Kinder  
   
     
   
   
 
 
 
 
         
Schriftgröße:   grösser   /   kleiner      
   


Protokoll der
N I C H T Öffentliche Sitzung des Amtsgerichts
42 F 18/99 Freiburg i.Br., 6.10.99

Anwesend: Richterin am Amtsgericht Merk
Von der Hinzuziehung eines Urkundsbeamten der Geschäftsstelle wurde abgesehen.

In Sachen

Thomas Alteck, Rudolf-Diesel-Str. 40, 56220 Kaltenengers
-Antragsteller-

gegen

Ute Alteck, Hufschmiedstr.. 18a, 79427 Sonstwo
-Antragsgegneri

Prozeßbevollmächtigte/r: Rechtsanwälte Krieger & Partner, Uhlandstr. 9, 79102 Freiburg

wegen Regelung des Umgangs mit dem Kind

 

erschienen bei Aufruf:

-Frau Haak, als Zeugin

-Der Verfahrenspfleger Rechtsanwalt Oesterle und

- Frau Maier vom Kreisjugendamt später erscheinen:

-Die Mädchen Anna, Maria und Yvonne und

-Die Parteien Herr und Frau Alteck sowie

- Rechtsanwältin Schrade als Begleitung für Frau Alteck 

Zunächst wurde Frau Haak in Anwesenheit von Rechtsanwalt Oesterle und Frau Maier nach Belehrung angehört.

Sie erklärt zur Person:

Ute Haak, 44 Jahre alt, geschiedene Feldenkreistherapeutin wohnhaft in Lerchenfelde 17, in Staufen. Mit den Parteien nicht verwandt und nicht verschwägert.

Zur Sache:

Ich habe das Besuchsrecht von Maria und Yvonne von Sommer 1996 bis November 1997 begleitet. Zunächst habe ich mir gedanken gemacht, wie ich die Sache wohl angehen könnte, nachdem ich Herrn Alteck gesehen hatte, war dies jedoch ganz einfach. Es war ein offener Kontakt.

Die Kinder zeigten, was natürlich war, anfangs scheu und man spürte das sie nicht "warm" waren. Nach einer gewissen Zeit war es jedoch dann einfach, leicht und wir haben viel unternommen und Spass gehabt.

Bei mir stellte sich nie die Frage, was hat dieser Mann seinen Kindern angetan. Ich habe Herrn Alteck so genommen, wie er ist. Für mich standen die Eltern nicht im Vordergrund und ich habe die Vergangenheit ausgeklammert. Ich war stets um eine gewisse Distanz zu den Eltern bemüht und habe deshalb auch das mir von Frau Alteck angebotene "Du" abgelehnt.

Herr Alteck hat sich nie besondere Mühe um die Kinder gegeben, d. h. er hat nicht um sie und ihre Zuneigung gebuhlt, sondern gab sich ganz natürlich.

Auf Frage, bei den Kindern handelt es sich immer nur um Naja und Yvonne. Anna habe ich gelegentlich beim Abholen und Zurückbringen gesehen. Die Kinder habe ich jeweils abgeholt, weil Frau Alteck dies so wollte und sie auch wieder zurückgebracht. Gelegentlich hat Frau Alteck sie auch gebracht oder abgeholt.

Frau Alteck wollte das ich die Kinder nie alleine lasse, beobachte und sie selbst auf die Toilette begleite. Das gehörte zu ihren Vorstellungen des Umgangsrechts.

Die Problematik habe ich mit den Eltern nie besprochen.

Auf Frage: Nach Anna hat Herr Alteck nie ausdrücklich gefragt, sondern er zeigte sich enttäuscht, aber nicht vorwurfsvoll, dass sie an den Unternehmungen nicht teilnahm.

Auf Maria muß man behutsam zugehen, dann öffnet sie sich. Ich konnte einen guten Kontakt zwischen ihr und ihrem Vater feststellen, wobei von irgendwelchen Vorwürfen beiderseits nie die Rede war.

Yvonne ist ein unkompliziertes Kind, die ins Leben reinspringt und deshalb wenig Zeit zum Warmwerden benötigt. Ich habe sie nie als still und introvertiert empfunden, sondern als lebendig. Herrn Alteck würde ich jederzeit meine eigenen Kinder anvertrauen. Ich habe nie erlebt, dass er über seine Frau schlecht gesprochen hätte. Wenn das Gespräch der Kinder auf sie kam, hat er stets ein Bogen um das Thema gemacht.

Nach der Stellungnahme von Rechtsanwalt Oesterle hat mich Frau Alteck angerufen und heftig beschimpft, dahingehend, dass sie so etwas von mir nie erwartet hätte, wie ich so eine Aussage machen könnte. Auf meine Frage um was es sich wirklich drehe, hat sie nur um den Brei rumgesprochen und mir nicht gesagt, über was sie sich eigentlich auf rege.

Auf Frage: Ich wäre nach wie vor grundsätzlich bereit, die Kinder beim Umgang zu begleiten.

Anna:

Sodann wurde mit Anna alleine gesprochen. Sie berichtete, schulisch ginge es ihr gut, sonst 'oh, la, la". Danach gefragt, was dies bedeute, erklärt sie, sie wolle die Sache hinter sich bringen und übergibt ein Schreiben mit der Erklärung, darin habe sie alles festgehalten, weil es ihr so schwer falle, darüber zu reden.

Sie habe auch Frau Haak angerufen und sie beschimpft, ob ihrer Äußerungen. Frau Haak kenne sie gar nicht, sie habe nur einmal mit ihr gesprochen und sie könne nicht verstehen, wie sie behaupten könne, sie habe ein positives Verhältnis zu ihr.

Sie berichtete, es habe einige Zeit gedauert, bis sie sich an die Vergangenheit habe erinnern können. Niemand habe ihr etwas eingeredet, auch die Mutter nicht. Sie habe alles auf dem Zettel aufgeschrieben. Durch das Zusammensein mit ihrem Freund, seien ihr die früheren Einzelheiten wieder eingefallen.

Sie liebe ihren Vater nur weil er ihr Vater sei, hasse ihn aber weil er so etwas getan habe.

Was im Schreiben von Rechtsanwalt Oesterle stehe sei genau umgekehrt gewesen, nicht die Mutter, sondern der Vater habe den sexuellen Missbrauch begangen.

Ihr stinke es, sie wolle alles beendet haben. Sie wolle auch ihre Schwestern vor übergriffen des Vaters schützen. Sie wolle ihren Vater nicht sehen. Sie sei 14 und müsse dies daher nicht mehr begründen.

Auf die Einwänden, dass durch Gutachten ein sexueller Missbrauch seinerzeit ausgeräumt worden sei, insbesondere durch das Gutachten des Sachverständigen Prof. Lempp erklärt sie, das Recht sei immer auf der Seite von "Arschlöchern", die "scheiße gebaut" hätten. Ihre Behauptungen entsprächen der Wahrheit, sie habe sie nicht erfunden, es tue ihr leid, dass es passiert sei, alles stehe in ihrem Schreiben und wenn es nicht anders gehe, werde sie ihren Vater anzeigen.

Daraus, dass sie dann in das Verfahren verwickelt werden würde, erklärt sie, sie wisse was damit auf sie zukomme.

Sie lehne Frau Haak als Betreuerin ab, nachdem was sie über sie gesagt habe, wie könne sie von einem "positiven Verhältnis" sprechen, wenn sie nie mit ihr geredet habe, sie sie gar nicht kenne, Frau Haak habe gelogen, was ihre Schwestern bezeugen könnten, und sie werde schon sehen, wo das endet.

Anna ist in Tränen ausgebrochen. Sie ist von einem sexuellen Missbrauch 150 % überzeugt, lehnt daher jeglichen Kontakt zu ihrem Vater ab und strebt die Klärung des Vorgangs durch ein Verfahren an.


Maria:

Sodann wurde Maria im Beisein von Rechtsanwalt Oesterle angehört. Sie berichtet, sie besuche die 8. Klasse des Gymnasiums in Krozingen. Den Schulweg bewältige sie zusammen mit ihren Schwestern mit dem Bus. Yvonne ginge in die selbe Schule wie sie, Anna in die Realschule.

Es sei zutreffend, dass sie vom Chor ein Musical aufgeführt hätten, nämlich den Rattenfänger von Hameln, indem sie eine wichtige Rolle, nämlich den Bürgermeister, habe spielen dürfen. Für diese Weihnachten sei auch wieder ein Stück in Aussicht genommen, sie hätten aber nur eine Stunde gehabt, aber im November gingen sie in die Jugendherberge, wo dann die Einzelheiten besprochen werden sollen. Als Hobby habe sie Fußball. Sie spiele in Sonstwo etwa einmal in der Woche, außerdem reite sie und pflege ein Pony, sie liebe viel "Action". Zu ihren Schwestern habe sie ein gutes Verhältnis, hauptsächlich zu Yvonne. Die große habe schon einen Freund.

Auf den Vater angesprochen, erklärt sie, zur Zeit sehe sie ihn nicht. Das letzte mal habe sie ihn im April beim Musical gesehen. Die Besuchskontakte seien so verlaufen, dass Frau Haak sie abgeholt habe und dann hätten sie gemeinsam besprochen, was sie machen. Das wär jeweils in Ordnung gewesen.

Nicht gut finde sie, dass der Vater einfach komme und nicht vorher anrufe. An ihrem Geburtstag hätte er anrufen können, er müsse nicht klagen, es hätte so weiterlaufen können, mit Frau Haak, deren Anwesenheit sei allerdings erforderlich, damit sie auf sie aufpasse.

Auf Frage: Sie räumt ein, dass sie bei ihren sonstigen Freizeitaktivitäten auf sich selbst aufpasse.

Mit Frau Haak sei es bisher OK gewesen, aber Anna sei nur einmal dabei gewesen und deshalb könne man nicht sagen, sie habe ein "positives Verhältnis". Uber die Schreiben von Anna und Yvonne hätten sie drei vorher gesprochen.

Der Papa vertraue ihnen nicht, weil er sage, die Mama sage uns was wir sagen sollten. Sie fängt an zu weinen. Nachdem Grund gefragt erklärt sie, dass sie die ganze Geschichte traurig finde, der Papa habe ihnen aber Angst eingejagt, dadurch dass er sie entführt habe und das er nicht wolle, dass Mama mitkomme, er habe sich bei ihr auch nicht für die Entführung entschuldigt, dass sei sehr wichtig.

Mit ihr wurde besprochen, dass bei ihrer letzten Anhörung vor drei Jahren von dieser Entschuldigung wegen der Entführung bereits die Rede gewesen sei und ob der Vater sich zwischenzeitlich nicht entschuldigt habe. Sie erklärt, daran könne sie sich nicht erinnern, diese Entschuldigung sei für sie aber sehr wichtig, dann hätte sie ein besseres Gefühl und könne auch Vertrauen langsam aufbauen. Wenn er sich entschuldigt habe, könne sie sich auch vorstellen, ihn einmal im Monat ein Wochenende Samstag oder Sonntag zu treffen. Das letzte Treffen mit dem Skifahren sei am Schluß komisch gewesen. Sie seien schon um 5 statt wie Papa gesagt habe um 6 zurückgekommen. Sie habe gewollt, dass er bis 6 bleibt, er sei dann aber sehr schnell verschwunden.


Yvonne:

Sodann sollte Yvonne in Anwesenheit von Rechtsanwalt Oesterle angehört werden, sie ist dazu nicht bereit und klammert sich an die Mutter, läßt sich dann doch überreden ins Zimmer zu kommen. Sie weint und übergibt ihr ein Schreiben.

Es wurde versucht, ihr die Bedeutung und der Gegenstand der Anhörung zu erklären, sie möchte jedoch keine Angaben machen.

Sodann wurden die Parteien, ihre Vertreter und Frau Maier vom Kreisjugendamt hereingebeten.

Frau Alteck erklärt, Anna könne sich jetzt nach dem Zusammensein mit ihrem Freund an viele Einzelheiten des sexuellen Missbrauchs erinnern, dieser habe noch vor dem Auszug von Herrn Alteck Ende 1991 stattgefunden. Anna habe ihr gesagt "Mama am schlimmsten wars, als du zur Kur warst".

Frau Alteck bricht in Tränen aus und berichtet von einem Vorfall in einer Scheune, in der Anna durch das Heu Asthma bekommen habe und an eine Decke auf der der Missbrauch stattgefunden habe, die sehr gekratzt habe. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, erklärt Frau Alteck auf Frage: Sie habe seinerzeit trotz Kenntins der Vorgänge Anzeige auf anraten ihrer verschiedenen Therapeuten nicht gegen ihren Mann erstattet, sie wolle jedoch aufgrund dieser Vorkommnisse keinen Umgang ohne Begleitung und werde ihre Kinder auch nicht zu diesem Umgang zwingen.

Anna sei aber nunmehr bereit und entschlossen, ihren Vater bei der Staatsanwaltschaft anzuzeigen.

Die Anwesenden wurden darauf hingewiesen, dass für das Gericht der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs durch das seinerzeit von Prof. Lempp erstattete Gutachten und die Entscheidung des OLG Stuttgart ausgeräumt sei und das Gericht im Rahmen dieses Verfahren nicht bereit sei, diesen Vorwurf nach so langer Zeit wieder aufzurollen, sei es durch Vorlage der Akten an die Staatsanwaltschaft oder Einholung eines Glaubwürdigkeitsgutachtens über Anna. Dies sei auch mit Anna im Rahmen ihrer Anhörung besprochen worden.

Es wurde erörtert, dass die Weiterführung des Umgangs seinerzeit an der Zahlungsfrage gescheitert sei. Frau Alteck habe die Hälfte des Betrages bezahlt, nachdem aber Herr Alteck den Unterhalt gekürzt habe, habe sie sich nicht mehr bereit gefunden, die Hälfte der Kosten zu übernehmen. Er habe sich dann auch ein Jahr nicht gemeldet, bis zu dem Termin des Skifahrens, an dem Frau Haak krank geworden sei, so dass sie selbst mitgegangen sei, abends habe er sie dann fluchtartig verlassen, obwohl sie ihn zum Kaffee eingeladen hatte. Trotz dessen was Anna gesagt habe, sei ihre Türe stets für ihren geschiedenen Mann offen, die Kinder wollten ihn allerdings nicht sehen und sie werde sie dazu auch nicht zwingen.


Herr Alteck:

Herr Alteck erklärt: Die Mutter sei nicht mehr bereit gewesen ihren Anteil an den Kosten zu tragen. Zu der langen Unterbrechung sei es auch deshalb gekommen, weil er einen komplizierten Bruch des Knöchels erlitten habe und dadurch weder Auto noch Zug fahren konnte. Er habe sich in der Zwischenzeit jedoch telefonisch gemeldet, mit allen Kindern gesprochen soweit sie da waren, auch mit Anna. Von einem sexuellen Missbrauch sei in dieser Zeit nie die Rede gewesen, erst nach seinem Antrag bei Gericht habe er eine entsprechenden Brief von Anna erhalten.

Mit allen Beteiligten wurde nach einer Lösung für den Umgang gesucht, wobei der Vater erklärt, er stehe auf dem Standpunkt, dass es eines betreuten Umgangs nicht mehr bedürfe. Er lebe nunmehr in einem neuen Lebensbereich mit Freundin und ihren zwei Kindern, die teilweise bei dem Umgang zugegen sein würden.

Rechtsanwalt Oesterle äußert bedenken, dass die neue Familie des Antragstellers in den Umgang einbezogen wird und schlägt vor, dass die Kontaktaufnahme wieder in Begleitung von Frau Haak stattfindet. Der Antragsteller zeigt Einsicht und erklärt, der Kontakt sei stets unbefangen gewesen auch nach längerer Trennung, deshalb halte er ein betreuten Umgang für nicht erforderlich.

Die Mutter erklärt, sie sei grundsätzlich mit einem Umgang einverstanden, aber nicht unbetreut wegen der Gefährdung der Kinder und sie sei im übrigen von Ubergriffen überzeugt. Diese Gefährdung sei auch nicht dadurch ausgeschlossen, dass die Kinder den Vater zu dritt besuchen, denn warum gäbe es sonst Vergewaltigungen von Frauen.

Nachdem der Antragsteller darauf hingewiesen wurde, dass die Frage der elterlichen Sorge und das Umgangsrecht nicht in einem Verfahren sondern nur in jeweils getrennten Verfahren behandelt werden könnten, erklärt der Antragsteller er nehmen seinen Antrag auf Regelung der elterlichen Sorge zurück. Dies sie für ihn derzeit kein Thema, er beantragte ein Umgangsrecht wie in seinem Schriftsatz vom 17.3.99, nach Möglichkeit ohne Betreuung.

Die Antragsgegnerin erklärt sich nur mit einem betreuten Umgang einverstanden, alles andere komme für sie nicht in Frage.

Rechtsanwalt Oesterle nimmt Bezug auf seine schriftliche Stellungnahme.

Frau Maier vom Kreisjugendamt erklärt, alle Fragen seien im Termin eingehend erörtert worden.


Richter/in: Merk
Die Urkundsbeamtin für die Richtigkeit der Übertragung vom Tonträger: Heitz
Justizangestellte




Seiten-Anfang