Vorwort


In meiner Dokumentation sind zwei Themen miteinander verwoben, die ich gerne getrennt behandelt hätte. Das ist zum Einen "die Unterstellung eines sexuellen Missbrauchs" und zum Anderen "Sorgerechtsmissbrauch".

Ich möchte Letzteres voranstellen, weil es vermutlich einen größeren Interessentenkreis anspricht. Obwohl das Bundesverfassungsgericht bereits 1986 sehr deutlich zum Thema Eltern-Kind Beziehung Stellung genommen hat, begreift man in Deutschland nach wie vor ein Umgangsrecht als das Recht eines Erwachsenen zum Umgang mit dem Kind.

Korrekterweise aber sollte das Umgangsrecht als das Recht des Kindes auf den Kontakt mit dem nicht bei ihm lebenden Elternteil gesehen werden. Der Unterschied der Betrachtungsweisen wird sofort deutlich, wenn man sich nun einen Elternteil vorstellt, der dem Anderen den Umgang verweigert. Im einen Fall ist es die Fortsetzung eines Beziehungsstreits, der eben auch vor der Instrumentalisierung der Kinder nicht halt macht. Im zweiten Fall aber ist es ein Eingriff in die elemetaren Menschenrechte des Kindes.

Diese Sichtweise erfordert verständlicherweise einen Eingriff von außen, der im schlimmsten Fall den Entzug des Sorgerechts für den uneinsichtigen Elternteil beinhalten muß. Dabei werde ich nicht müde immer und immer wieder darauf hinzuweisen, dass ein solcher Entwicklungsprozeß sich zwingend über nicht mehr als 4-6 Wochen hinziehen darf, weil kleine Kinder ein völlig anderes Zeitgefühl als Erwachsene haben, und eine längere Trennung zwangsläufig zu Verlustängsten und Entfremdung führt. Aus diesem Grund sind unsere Gerichte mit ihren monate- oder jahrelangen Entscheidungsprozessen nicht der richtige Ort um solche Fälle zu klären.

Die Realität in Deutschland sieht anders aus. Eltern dürfen ungestraft ihre Kinder jahrelang instrumentalisieren, was letztendlich bei den Kindern zu schweren Störungen führt, für die es auch eine klare Umschreibung gibt. Man spricht von PAS Kindern (PAS = Parental Alienation Syndrom). Kinder, die ein Eltern-Entfremdungs Syndrom aufweisen.

 

Somit komme ich zum zweiten Thema der Dokumentation: dem Missbrauchsvorwurf. Die Unterstellung eines sexuellen Missbrauchs ist ein erfolgreiches, ich möchte sogar behaupten, das erfolgreichste Mittel zur Verhinderung jeglichen Umgangs. Darüber hinaus ist es eine wirksame Waffe im Beziehungskrieg, weil es den solchermaßen Beschuldigten restlos erledigt. So ist mir kein einziger Fall bekannt, in dem jemand dadurch nicht seine Arbeitsstelle verloren hat. Die Folgen sind neben der unmittelbaren psychischen Belastung aus einer solchen Verdächtigung natürlich auch Geldnot und der soziale Abstieg.

Ein Mann, oder besser, jeder moderne Mensch definiert sich heutzutage in der Regel über seinen Beruf und seine Familie. Beides gleichzeitig zu verlieren stürzt den Menschen in eine unbeschreibliche Identitätskrise, aus der Viele nur durch Selbsttötung herausfinden.

Möglich ist dieses nur, weil im Falle der Unterstellung eines sexuellen Missbrauchs die Unschuldsvermutung nicht gilt. Die pure Existenz eines Kindes und damit die theoretische Möglichkeit eines Missbrauchs ersetzen jeden Beweis. Jemanden eines Mordes zu verdächtigen setzt hingegen eine Leiche voraus.

Die Hysterie, die häufig bei Missbrauchsverdacht zu beobachten ist, ist nur mit der Hexenverfolgung früherer Jahrhunderte zu vergleichen.

 

Mein Interesse ist es aber nicht, meine persönliche Betroffenheit in den Vordergrund zu stellen. Vielmehr habe ich bereits in meinem Buch versucht, eine andere Haltung gegenüber dem Thema einzunehmen. Es geht darum, sich bei den Worten "sexueller Missbrauch" nicht angewidert abzuwenden sondern sich mit sexuellem Missbrauch, seinen Erscheinungsformen und vor allem seinen Folgen auseinanderzusetzen.

Dabei gebe ich zu, mich bis zu meiner persönlichen Konfrontation auch nicht darum gekümmert zu haben. Sexueller Missbrauch war nicht mehr als eine Worthülse, etwas, das auch ohne konkreten Inhalt, zu tiefer Abneigung führt. Damit möchte man nichts zu tun haben. Die Abneigung ist so reflexartig wie das Aufstellen unserer Nackenhaare, wenn wir einen Wolf heulen hören. Nicht ein einziges mal habe ich erlebt, dass jemand bei der Erwähnung des Themas eine Frage dazu gestellt hätte ? es ist ganz offensichtlich ein Tabu.

 

Aber es gibt sexuellen Missbrauch. Er reicht vom gemeinsamen Sex-Videos ansehen, über körperliche Berührung bis hin zur Penetration der Opfer. Gerade diese schweren Formen des Missbrauchs stürzen die Opfer in unlösbare seelische Konflikte, weil es meistens Bruder, Vater, Mutter, Onkel und Tante sind, also nahestehende Personen, zu denen es neben der Opfer-Täter Beziehung auch eine "normale" Liebesbeziehung gibt. Die wichtigste Unterscheidung ist die, ob ein solcher Missbrauch im Kleinkindalter (vorpubertär) oder später erfolgt. Ist das Opfer alt genug, wird es sich Zeit seines Lebens an den Missbrauch erinnern. Das macht es möglich, die psychischen Schäden durch eine Therapie zumindest zu lindern. Bei den ganz jungen Opfern wird die Missbrauchserfahrung oftmals vollkommen verdrängt. Weil es in der Vorstellungswelt eines Kindes nur gut oder böse - schwarz oder weiß gibt, ist es für das Kind nicht möglich, den Elternteil, den es liebt (im Sinne von normaler Eltern-Kind Beziehung) zugleich als Unrecht tuenden, mißhandelnden und bösen Mensch zu sehen.

Die Spätfolgen dieser frühkindlichen Konflikte sind psychische Störungen. Von Mager- oder Fettsucht bis hin zu Multiplen Persönlichkeiten und Schizophrenie. Sofern sexueller Missbrauch auch als Seelenmord bezeichnet wird, stimme ich dieser Aussage vollumfänglich zu. Die völlige Verdrängung der kindlichen Erlebnisse machen die Behandlung schwierig oder unmöglich.

Wer diese Psycho-Logik erst verstanden hat, der versteht auch, warum oftmals eine Missbrauchsunterstellung kein böser Vorsatz ist. Sie entsteht als Projektion einer selbst missbrauchten Person, häufig infolge äußerer Krisen, wie z.B. Verlustängsten bei einer Trennung, oder als unbewußte Erinnerung an den eigenen Missbrauch; meist dann, wenn die eigenen Kinder das Alter erreichen, wo der eigene Missbrauch begann.

So war mein Kampf immer nur ein Kampf gegen sexuellen Missbrauch. Ich wollte verhindern, dass meine Töchter in einer Opferrolle aufwachsen, die ihnen schwerste seelische Konflikte auferlegt. Denn diese Konflikte sind die gleichen, wie wenn tatsächlich ein Missbrauch stattgefunden hätte.

Es ist mir nicht gelungen.